Zahlen und Fakten

Statistiken

In Österreich werden derzeit keine offiziellen Statistiken zu Schwangerschaftsabbrüchen erhoben, was die Einsicht in ein wesentliches gesellschaftliches Thema erschwert. Ein Blick auf europäische und weltweite Daten zeigt die Dringlichkeit dieser Thematik: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit 50% der Schwangerschaften nicht geplant und hiervon resultieren 60% in Schwangerschaftsabbrüchen. Dies entspricht etwa 73 Millionen Abtreibungen pro Jahr und unterstreicht die Notwendigkeit von fachkundiger medizinischer Versorgung, Aufklärung und sorgfältiger Handhabung.

Bedingungen


Besorgniserregend ist, dass 45% der Schwangerschaftsabbrüche weltweit unter unsicheren Bedingungen stattfinden. Dies betrifft vor allem Schwangere in Ländern mit strikten Abtreibungsverboten und Schwangere, die sich den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen nicht leisten können. Dadurch wird deutlich, dass der niederschwellige Zugang zum Schwangerschaftsabbruch zur medizinischen Basisversorgung gehören muss.


Es ist entscheidend, dass wir diese Fakten nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern aktiv für eine systematische Erfassung und Veröffentlichung der Daten zu Schwangerschaftsabbrüchen in Österreich eintreten, um informierte Entscheidungen und Diskussionen zu ermöglichen. Ebenso gilt es kursierende Fehlinformationen und Gerüchte, die ungewollt Schwangere verunsichern und stigmatisieren, aufzuklären und aus dem Weg zu räumen.

Mythos: Schwangerschaftsabbrüche sind gefährlich.


Realität: Wenn sie von qualifiziertem medizinischen Personal in einer sicheren Umgebung durchgeführt werden, sind Schwangerschaftsabbrüche sichere medizinische Verfahren. Die Gesundheitsrisiken sind deutlich geringer als bei einer Fortsetzung der Schwangerschaft bis zur Geburt.

Mythos: Abtreibungen werden von jungen Frauen als eine Verhütungsmethode verwendet.


In einer schwedischen Studie aus 2023 gaben etwa 74% der befragten abtreibenden Personen an, zum Zeitpunkt der Schwangerschaftsentstehung eine Verhütungsmethode verwendet zu haben. Der Großteil der Personen, die keine Verhütung verwendeten, waren junge Frauen und mehrheitlich wurde dafür der Grund angegeben, sie dachten zu dem Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs nicht schwanger werden zu können.
Diese Zahlen aus Schweden sind zwar nur bedingt auf Österreich übertragbar, bieten jedoch einen wichtigen Anhaltspunkt für die Diskussion. Fakt ist, dass Personen, die eine ausreichende Aufklärung über sexuelle Gesundheit und Verhütungsmittel erhalten und sich den Zugang zu Verhütungsmitteln leisten können, seltener ungewollt schwanger werden und damit auch seltener abtreiben.

Mythos: Abtreibungen führen zu langfristigen psychischen Problemen.

Realität: Die Forschung zur Frage psychischer Folgen nach einem Schwangerschaftsabbruch präsentiert ein gemischtes Bild. Viele Studien zeigen keine signifikanten psychischen Nachwirkungen wie Depressionen, Angstzustände oder Suizidgedanken, während andere auf ein mögliches Risiko hinweisen. Trotzdem scheint der Schwangerschaftsabbruch für viele Betroffene ein Gefühl der Erleichterung zu bewirken.
Definitiv zu psychischen Problemen der Betroffenen führt der Zwang, eine ungewollte Schwangerschaft austragen zu müssen.
Grundsätzlich setzen wir uns für eine niederschwellige und neutrale Beratung und die Möglichkeit einer psychologischen Betreuung für betroffene Personen ein.

Mythos: Ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen verhindert diese.


Realtität: Aus Ländern mit strengen Abtreibungsverboten ist bekannt, dass ein Verbot an Schwangerschaftsabbrüchen die Durchführung von diesen nicht verhindert, sondern lediglich von einem professionellen, medizinischen Setting in einen illegalen Sektor oder zu „Selbstversuchen“ mit unsicheren Bedingungen verlagert. Faktisch bewirkt ein Verbot damit nur ein höheres Gesundheitsrisiko für betroffene Personen. Sexuelle Aufklärung und niederschwelliger und leistbarer Zutritt zu Verhütungsmitteln ist die bisher effektivste Methode, um die Anzahl durchgeführter Schwangerschaftsabbrüche zu verringern.

Mythos: Wer in Österreich abtreiben möchte, findet unproblematisch Zugang.



Realität: Obwohl Schwangerschaftsabbrüche unter gewissen Bedingungen in Österreich straffrei sind, gibt es regionale Unterschiede in der Zugänglichkeit. In manchen Regionen, besonders außerhalb der größeren Städte, kann der Zugang zu Abtreibungen stark eingeschränkt sein. Insbesondere hervorzuheben ist der akute Mangel an Institutionen die Abtreibungen durchführen im Burgenland bzw. die sehr eingeschränkten Anlaufstellen in Tirol und Vorarlberg.


Quellen und weiterführende Informationen


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